200 Jahre DA!

da200-titelbild.jpg

Wie die Zeit vergeht! Noch im letzten
Jahr feierten wir das 130ste Jubiläum unserer
Gewerkschaftsföderation, und jetzt steht schon das große Jubiläum
der Direkten Aktion an. Das nebenstehende
Bild zeigt den französischen Syndikalisten Benoît Broutchoux mit
der Erstausgabe der Zeitung, die die Geschicke des 21. Jahrhunderts
entscheidend mitbestimmen sollte. Harte Zeiten herrschten, als
Broutchoux 1908 in Paris, der damaligen französischen Hauptstadt,
während eines Streiks im Baugewerbe verhaftet wurde. Er hatte gerade
ein Probeexemplar aus dem damaligen Deutschland erhalten.

Für seine KollegInnen jenseits des
Rheins war es ein abenteuerliches Projekt, um sich gegen die
sozialdemokratische Hegemonie in der frühen Gewerkschaftsbewegung zu
behaupten. Doch das Projekt Direkte Aktion
fand schon nach kurzer Zeit ein jähes Ende und geriet in
Vergessenheit. Erst vor 50 Jahren wies unsere Syndikalismusforschung
dieses Pilotprojekt nach – eine historische Sensation.

Fast 70 Jahre gingen ins Land, bevor
eine neue Generation das Projekt wiederbelebte. Damals, 1977, war man
immer noch auf einem technologisch primitiven Level. Unter geradezu
steinzeitlichen Bedingungen wurde die Zeitung produziert – auf
Papier! Und die GenossInnen mussten sich in ihrer Freizeit nach der
Lohnarbeit um die Zeitung kümmern. Nicht vorstellbar heute, wo
Lohnarbeit nur noch in Horrorfilmen seine Existenz fristet und wir
unser Leben in den Stadtteilen und Betrieben auf der Basis von
Bedürfnissen und Fähigkeiten gemeinschaftlich regeln können. Es
gab eine Zeit wo dies nicht selbstverständlich war, sondern sogar
utopisch genannt wurde.

Zur Erinnerung und zur Mahnung geben
wir deshalb zum Jubiläum eine DA im alten Stil heraus, auf Papier im
rustikalen Original-Design. Zahlreiche SpezialistInnen wurden
konsultiert und der Aufwand hat sich gelohnt: Originalartikel zeugen
von einer Zeit, als die FAU noch eine sehr kleine Gewerkschaft war
und raue Sitten herrschten. Die Kapitalisten saßen noch fest im
Sattel, die Welt wurde durch Nationalismen gespaltet und
„sozialpartnerschaftliche“ (heute: gelbe) Gewerkschaften
organisierten die Ausbeutung der Arbeiterklasse mit.

Diese finsteren Zeiten sind Geschichte.
Aber wir können nicht hoch genug schätzen, was unsere GenossInnen
damals leisten mussten, um den Gang der Geschichte zu verändern, wie
unser Genosse Erwin Werner rückblickend berichtet. Genießt dieses
Stück Zeitgeschichte, das ihr in Händen haltet.

Eure Zukunftsredaktion 2108

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar