Der grüne Hype

Ein Kommentar von Thorsten Mitha

Ganz Deutschland wird Grün! Schwarz und Gelb laufen die WählerInnen in derartigen Scharen davon, dass sie sogar erwägen, aus dem Kernenergiepakt mit den Konzernen auszusteigen. Auch SPD und Linke können nichts gegen den grünen Hype ausrichten. Sie fallen einfach gar nicht mehr auf. Tatsächlich eine historische – Kretschmann konnte es gar nicht oft genug sagen – Wende im Land, gar ein Linksruck? Nein, nein, rufen alle anderen im Chor, das liegt nur an Fukushima. Da könnte was dran sein. Doch vielleicht sind die Grünen auch einfach nur die einzige Partei, die sich in den letzten Monaten nicht mit Skandalen, Lügen, Kehrtwenden und Personalquerelen bis auf die Knochen blamiert hat. Und man muss anerkennen: sie schaffen es tatsächlich, sich zugleich als progressiv, konservativ, liberal und links zu inszenieren und damit massenhaft Wechsel- und GelegenheitswählerInnen an die Urnen zu locken.

So oder so – die Wahlergebnisse, seien sie nun mehr oder weniger atomangstgetrieben, sprechen nicht gerade dafür, dass sich tatsächlich relevantes tut im Lande. Einzelne Aufreger-Themen wie die Atomkraft, Stuttgart 21 oder ähnliches scheinen kurzfristig zu reichen, dem jeweiligen, vermeintlich kleineren Übel beachtliche Stimmenzuwächse zu bescheren. Wenn die Grünen nun gar ein eher linkes Spektrum (wieder) anziehen, dann wohl aufgrund von Ratlosig- und Kurzsichtigkeit. Längst scheint vergessen, dass die Grünen Hartz IV mitverzapft haben, für die deutsche Wirtschaft in den Krieg gezogen sind, sich für den Atomausstieg-light zum Gehtnichtmehr verbogen und beim Castor-Transport auf der Rednertribüne peinlichst rumgeeiert haben. Wenn die Grünen nun zunehmend auch in eher christlich-wertkonservativen Gewässern erfolgreich fischen ist das wohl der völligen Unkenntlichkeit entsprechender Inhalte in der CDU geschuldet. Die Grünen sind erfolgreich, in dem sie Politik für die gedachte „Mitte der Gesellschaft“ machen, in der die Wahlen offenbar gewonnen werden.

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