Die Sick AG ist ein weltweit operierender kleinerer Konzern und führender Hersteller von Sensoren für die Fabrik-, Logistik- und Prozessautomation mit über 5.000 Beschäftigten, davon über 1000 am Hauptsitz in Waldkirch in der Nähe von Freiburg.
Im Hauptlager/Logistikzentrum (LZ) ist seit über 20 Jahren ein Genosse der FAU Freiburg beschäftigt. Im Mai 2013 wurde bekannt, dass zwei seiner Arbeitskollegen, die beide schon fast zwei Jahre im LZ arbeiteten und befristete Arbeitsverträge bis Ende Juli und Ende September 2013 hatten, keine unbefristeten Arbeitsverträge erhalten. Ihnen wurde von Ihren Bossen mündlich mitgeteilt, dass sie nicht übernommen werden sollen. Als Begründung wurden angebliche „ökonomische und private Gründe“ angegeben. Die Beiden gingen als erstes zum Betriebsrat. Diese hörten sich ihr Anliegen an; kamen dann aber auch schnell auf die IG Metall zu sprechen und versuchten sie zu einer Mitgliedschaft zu bewegen. Nicht so glücklich von diesem Gespräch, baten sie dann den Genossen der FAU Freiburg und andere KollegInnen um Unterstützung, da die Begründungen der Chefs nicht nachvollziehbar und nicht hinnehmbar sind.
Die erste Gelegenheit bot sich während einer Informations- und Abteilungsversammlung, zu dem die Logistikleitung am 3. Juni eingeladen hatte. In Absprache mit einigen KollegInnen hat der Genosse der FAU in einer kurzen Rede alle anwesenden Chefs und Beschäftigten des LZ damit konfrontiert und die Forderung gestellt, das „Vorhaben nochmals zu überdenken und den betroffenen Arbeitskollegen unbefristete Arbeitsverträge zu geben oder ihnen einen anderen Arbeitsplatz innerhalb der Sick AG zu verschaffen“. Außerdem wurde auf die Folgen des Vorhabens der Bosse aufmerksam gemacht: „Damit drohen ihnen womöglich prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen, wie z.B. Minijobs, Leiharbeit, Werkverträge bis hin zu Arbeitslosigkeit und Hartz IV. Das wollen wir nicht!“ Auch das Argument, die betroffenen Kollegen aus angeblichen wirtschaftlichen Gründen rauszuschmeißen konnte durch aktuelle hervorragende Ergebnisse mit Zahlen und Statistiken der letzten Monate bezüglich der „Produktivität, Qualität und Tagesgenauigkeit/Liefertreue“ widerlegt werden.Alle anwesenden Bosse waren erst mal irritiert. Der Logistik-Manager gab dann aber zu verstehen, dass sie sich nicht dazu äußern werden. Der Betriebsrat glänzte durch Abwesenheit und machte die KollegInnen ziemlich sauer.
Am nächsten Tag, dem 4. Juni, suchte dann der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und IG Metaller den Genossen der FAU auf. Völlig aufgebracht wollte der wissen, was auf der Abteilungsversammlung gesagt wurde; schrie den Genossen an und forderte ihn auf, seine „Untergrundtätigkeiten“ sein zu lassen. Er werde dafür sorgen, dass er aus dem Betrieb wegen „Störung des Betriebsfriedens“ rausfliegen werde. Die meisten ArbeitskollegInnen waren fassungslos und wütend; einige überleg(t)en aus der IGM auszutreten. „Solche Äußerungen und Drohungen kenne man nur von Arbeitgeberseite.“ Nun ja; alles Pustekuchen und nur leere Worte. Es geschah nichts. Inzwischen konnte erreicht werden, dass einer der Kollegen bei der Sick AG in Reute einen unbefristeten Arbeitsvertrag erhielt. Der andere Kollege hatte die Faxen dicke und hat den Betrieb verlassen.
Stephan Waldberg