Es
sollte anders werden. Der Frühling, Hausbesetzer alten Schlages, war
in den Norden eingestiegen, riss ihm sämtliche Fenster auf und hätte
noch fast die Zukunft instandbesetzt, wären da nicht einige Nächte
aufmarschiert mit ihrem tiefsten Blaulicht und Schlagstöcken aus
Wind und hätten sämtliche Ansichten geräumt. Doch der Frühling
kam wieder mit seinen sonnigsten Kumpels und Kumpaninnen, den
prächtigsten Mittagen, ellenlange Bekannte, die beinah von früh bis
spät reichten. Und während sie den Straßen ins Kreuz fielen,
wurden den Gärten die buntesten Graffitis gesprüht.
Aufs
neue ist frisches Licht eingetroffen, die Ferngespräche beginnen
gleich hinter dem Bahnhof. Telefonzellen wie frisch gestimmt, die
Luft entgratet & im Spiegelglas der Sonnenbrillen zeigt der Tag
erste Kurzfilme. Die Sonne fällt dem Himmel um den Hals, dass er
blau anläuft davon. An Grünflächen und Bäumen entlang, den
Zweigstellen städtischer Gesichtspflege, hat irgendein Griff die
Wärme entkorkt. Von Park zu Park prosten sich Vögel zu mit diesem
Jahrgang. Auf alteingesessenen Bänken legen sich Hände ineinander,
Anhänglichkeiten sammeln sich in allen Sprachen, schenken noch mal
nach, voll von liebengebliebenem Gefühl, dem menschlichsten aller
Fossilien.
Stadt,
glänzend mit funkelndem Asphalt, etwas Pflasterstrand und mehreren
Reichtumsinseln, der ganze Großalarm mit grell aufblitzenden
Fenstern, wenn der Himmel die Lichthupe drückt, und Parkanlagen, an
denen sich die Helligkeit erdet. Während ringsum die Suche nach
Neuland beginnt, die Phantasie von Blinkgeber bis Anlasser startet,
was los ist, auf Blickfang und Lippensuche künftigen Nistplätzen
entgegen. Niemand kämmt heute das Gras gerade. Und der Frühling
feuert noch immer wie verrückt seine Kollegen an, die heimlichen
Hoffnungen und Enttäuschungen. Sie samt und sonders machen
Überstunden, dass es eine reine Fotosynthese ist.
Ein
Shampoowechsel weiter ist Samstag. Samstag, das ist der Parkplatz zum
Sonntag. Hier werden Autos entstaubt, Motorhauben mit Politur
gesalbt, allerlei Wirtschaftswunder in Position gebracht. Strenge
Besitzerblicke walten ihres Amtes und befehlen Putzlappen an
vordersten Chrom. Die Bäume hängen Blätter hoch an ihre
Wäscheleinen. Und folgerichtig kommt er, der Sonntag mit einem vom
Typ her anderen Nachmittag, made in Germany, eher ein Familienmodell
mit gutgepflegten Bräuchen, reihenweise Spaziergängen und fein
abgestimmten Vorsätzen für Montag. Doch das ist eine andere Atmung.
Ralf
Burnicki