Zeitung gegen Ausbeutung

Stahlmann gegen Blaumann – Titelblatt der DA Nr. 29 aus dem Jahr 1981

„Setz’ drei
AnarchistInnen zusammen und sie fangen an, eine Zeitung herauszugeben
…“

Die Ereignisse, die zur
Geburt der Direkten Aktion (DA)
führten, sind vielschichtig und aufs Engste mit der internationalen
Entwicklung des Anarcho-Syndikalismus verbunden. Im März 1977 nahmen
über 25.000 Menschen an einer Versammlung der CNT in San Sebastian
d. l. Reyes teil. Die CNT und damit der Anarcho-Syndikalismus waren
wie Phönix aus der Asche zurückgekehrt. In Deutschland meinte der
Kommunistische Bund (KB), diesen Phönix schon früh bekämpfen zu
müssen, bevor aus diesem Küken ein stolzer Vogel werden würde. Im
Juni 1977 erschien in ihrer Zeitung Arbeiterkampf
(heute Analyse und Kritik) eine Abrechnung
mit dem Anarcho-Syndikalismus. Nur einen Monat später, im Juli 1977,
folgte die Antwort des „Komitees Freies Spanien“ in einer
Sondernummer der Iberien-Nachrichten.

Die Beteiligten hatten
nach eigenen Angaben „Blut geleckt“ und wollten eine klar
anarcho-syndikalistische Zeitung herausbringen. Die Nummer 1 der DA wurde im November 1977 als lokales Blatt
der I-FAU Hamburg herausgegeben. Das Jahr 1977 hatte bis dahin schon
die Entführung von Hans-Martin Schleyer (damals
Arbeitgeberpräsident, früher Nazi-Funktionär) durch die RAF, die
Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ und den Tod von
vier RAF-Gefangenen in Stammheim und Stadelheim gesehen. Auf Seite
eins der ersten Ausgabe war dann auch ein Transparent zu sehen, das
bei der Beerdigung von Ensslin, Raspe und Baader zu sehen war. Darauf
stand: „Gegen Morde im Knast! Aber auch: Gegen
Flugzeugentführungen!“

Ab Juni 1978 ist die in
Hamburg geborene DA die offizielle Zeitung
der FAU-IAA. Von Anfang an war sie einerseits ein Mitgliederblatt,
das den Zusammenhalt der Syndikate und Gruppen untereinander fördern,
und andererseits ein Agitationsblatt, das die Ideen und die Praxis
des Anarcho-Syndikalismus bekannt machen sollte. Dem ursprünglichen
Selbstverständnis nach wollte die DA keine
anarchistischen Theorien oder Philosophien ausbreiten, sondern
stattdessen ein klassenkämpferisches und libertäres
Gewerkschaftsverständnis propagieren.

Dem eigenen
syndikalistischen Anspruch entsprechend, wonach die FAU und damit
auch ihr offizielles Organ immer eine „Schule des Proletariats“
ist – die es den Mitgliedern ermöglichen soll, möglichst alles zu
erlernen, was zur Herstellung einer regelmäßig erscheinenden
Zeitung notwendig ist –, wurden von den Kongressen alle
Bestrebungen abgelehnt, bezahlte Stellen für die DA
einzurichten. Gleichzeitig gab und gibt es einen stetigen Prozess der
„Professionalisierung“. Im Sommer 1989 wurde die Produktion von
DIN A4 auf Zeitungsformat umgestellt. Das führte zu einer
Verdreifachung der Auflage bei gleichzeitiger Reduzierung des
Verkaufspreises! In der Folgezeit wurde die Auflage weiter deutlich
erhöht und in die damalige DDR gebracht. Dort war das Bedürfnis
nach anti-staatlichen Sozialismusvorstellungen sehr groß und die DA fand einen für ihre Verhältnisse
reißenden Absatz. In den Jahren danach wurde versucht, die Auflage
dauerhaft auf 10.000 Exemplare zu erhöhen … was jedoch leider
nicht gelang.

Neben dem „laufenden
Geschäft“ hat die DA immer wieder
Sonderausgaben herausgebracht. Zum Beispiel zur
„National-Bolschewistischen Konterrevolution“ (1994), zu „20
Jahre EZLN“ (2003) oder auch zur Agenda 2010 (im Jahr 2004).

Wir können mit
Gelassenheit und Neugier auf die Zukunft der DA
schauen!

Rudolf Mühland

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