Editorial

Sommer, Sonne, Ferien!

Das schönste an der Schule waren die Ferien. So ging es den meisten meiner MitschülerInnen und auch heute wird der wochenlangen Freizeit mit gleicher Hingabe entgegengefiebert. Der einzige Wermutstropfen war das nicht so tolle Jahreszeugnis, welches aber nur kurzzeitig Ärger verursachte. Danach konnte endlich das Leben beginnen: Mal wieder richtig ausschlafen und sich nicht stundenlang mit irgendeinem Blödsinn das Hirn malträtieren lassen. Diese von vielen Lehrkräften und Eltern als undankbar empfundene Haltung spiegelt einen uralten Interessenkonflikt wider: Der Mensch ist in der Regel in jedem Alter begierig, sich Wissen anzueignen. Die Art der herkömmlichen Schulbildung, die sich seit der Antike kaum verändert hat, verdirbt aber die Freude, zerstört die natürliche Lernbereitschaft, unterdrückt die Neugier, und Bildung wird zu einem von oben herab diktierten Zwang. Es wird gelernt, was das Kultusministerium sagt. Dessen Lerninhalte unterscheiden sich stark von dem, was ein Mensch wirklich zum Leben braucht oder überhaupt wissen will. In der heutigen Lernfabrik namens Schule wird scheinbar nur noch aussortiert, auf die kapitalistische Verwertbarkeit getrimmt und die natürliche Abneigung gegen Autoritäten aberzogen. Schließlich wird hier für das Leben gelernt. Mich zumindest hat das Leben eines besseren belehrt: Die so furchtbar wichtigen binomischen Formeln sind, ganz wie ich schon damals vermutet habe, im Alltag absolut unwichtig. Sogar in meinem technischen Beruf. Stattdessen wären ein paar Infos darüber, dass mein zukünftiges Chefchen mich nicht dazu zwingen kann, kostenlose Überstunden zu schieben, enorm hilfreich gewesen. Als erwachsener Mensch habe ich die Freiheit, mir selbst auszusuchen, was ich wann und wie lerne. Die heutige Informationsgesellschaft bietet in Form des Internet ein riesiges, quasi kostenloses Potential an Wissen. Zwar kann die Datenflut dafür sorgen, dass Informationen nur noch oberflächlich wahrgenommen werden oder der Überblick verloren geht, dennoch bleibt das meiste als wichtig empfundene Wissen, hängen. Leider übt diese Art der Gesellschaft auch einen gewissen Zwang aus, informiert beziehungsweise in gewissen Themengebieten gebildet zu sein. So lernen schon die Kleinsten eine Fremdsprache um in der Schule besser aufgestellt zu sein und Jugendliche haben Terminpläne in ähnlichem Umfang wie ihre überarbeiteten Eltern. Auch als Erwachsene müssen wir uns ständig beruflich fort- und weiterbilden wenn wir den Anschluss nicht verlieren wollen.Passend zur Jahreszeit haben wir den Schwerpunkt dieser Ausgabe der Bildung und Erziehung gewidmet. Viel Spaß beim Lernen! Nina Schäfer, Redaktion BuG

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