Seit April 2006 erinnern in Leipzig so genannte „Stolpersteine“ an ehemalige BewohnerInnen der Stadt, die unter dem Nazi-Regime ermordet wurden. Mit neun Steinen wurde begonnen, seither sind in Leipzig ca. 90 hinzugekommen. Jeder dieser Stolpersteine ist mit einer Messingplatte verankert, auf der der Name, der Jahrgang und das Schicksal der betreffenden Person eingestanzt sind. Diese werden in die Gehwege vor den ehemaligen Wohnhäusern der Deportierten eingelassen, um eine dauerhafte Erinnerung an die Personen zu schaffen, die aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung ihr Leben verloren.
2008 beteiligte sich die FAU Leipzig zum ersten Mal an der Mahnwache am 9. November. An diesem Tag werden die Steine gereinigt und Kerzen im Gedenken an die Opfer des NS-Regimes entzündet. Doch nicht nur an diesem Datum, sondern auch an jedem weiteren Tag schaffen die Stolpersteine ein Andenken an die Opfer des NS-Regimes, wie man es durch kein Geschichtsbuch vermittelt bekommt. Dies allein war Grund genug, nach dreijähriger Teilnahme am Projekt, Nachforschungen zur Geschichte des Anarchosyndikalismus in Leipzig zu starten.
Nach einiger Recherche, mit Hilfe des Instituts für Syndikalismusforschung, stießen wir dabei auf den Installateur Paul Arthur Holke. Als Mitglied der FAUD betätigte sich Holke in der „Gilde der freiheitlichen Bücherfreunde“, der Zeitung „Der Anarchist“ und war ab 1933 Beisitzer in der illegalen FAUD-Geschäftskommission. Als er am 13. April 1937 wegen illegaler Tätigkeit verhaftet wurde, wohnte Holke in der Zentralstraße 11. Wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ wurde der Leipziger zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt, danach jedoch ins KZ Buchenwald eingeliefert, wo er 1940 den Tod fand.
Nachdem wir eine Biographie erarbeitet hatten, starteten die FAU und ASJ Leipzig einen Spendenaufruf um die Finanzierung des Steins zu gewährleisten. Innerhalb von drei Monaten hatten wir die erforderliche Summe von 130 Euro zusammen, dafür noch einmal einen herzlichen Dank an alle SpenderInnen!
Somit konnte am 16. 7. der Stolperstein verlegt werden. Mit Redebeiträgen eines FAU- und ASJ-Mitglieds sowie einer Nachfahrin von Arthur Holke wurde ihm, so hoffen wir, ein würdiges Andenken bereitet. Unter den Augen der ca. 25 TeilnehmerInnen schafften wir es, ein Stück Widerstandsgeschichte in den Alltag der Menschen zurückzubringen, um sie vor dem Vergessen zu bewahren.
Thomas Graner