Investor, Generalunternehmer und Sub-Subs

Betrachtet man die Verhältnisse bei der „Mall of Berlin“ genauer, stößt man schnell auf eine Kette von Haupt-, Sub- und Sub-Sub-Firmen, wie sie bei fast allen größeren Bauprojekten inzwischen üblich ist. Investor für den gesamten Komplex ist die Firma „HGHI High Gain House Investments GmbH“ des in Berliner Politik und Hight-Society bestens vernetzten Harald G. Huth. Diese wiederum hat Generalunternehmer mit dem Bau der Mall beauftragt. Einer war die Firma BSS, die gleich zu Beginn, im Jahre 2011, im Zuge bundesweiter Ermittlungen gegen Schwarzarbeit in den Fokus der Justiz geriet. Wie die Staatsanwaltschaft in Berlin auf Nachfrage mitteilte, ermittelt sie u.a. wegen bandenmäßigen Betruges, Bestechung, Steuerhinterziehung und Vorenthalten von Arbeitsentgelt. Im Jahr 2013 meldete BSS Insolvenz an und ließ von ihr beauftragte Firmen mit einem Berg an offenen Forderungen sitzen.

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Die Presse spekulierte daraufhin über ein Ende der „Mall of Berlin“. Dazu kam es nicht, denn wie ein Phönix aus der Asche stieg der umtriebige Berliner Bauunternehmer Andreas Fettchenhauer in Gestalt seiner Firma „Fettchenhauer Controlling und Logistic GmbH“ (FCL). In der Erleichterung darüber, dass es mit dem Bau der Vorzeige-Mall nun weiterging, wollte niemandem so wirklich auffallen, dass Fettchenhauer auch schon an der BSS beteiligt war, man also quasi den Bock zum Gärtner gemacht hatte. Fettchenhauer, ein Freund dicker Autos und spendabler Sponsor der noblen Reitsport-Szene in Berlin-Brandenburg, ist Besitzer von rund einem Dutzend Firmen im Baubereich und einigen im Pferdesport. So verwundert es nicht, dass man auch schon gerne einmal prominente SPD-Gesichter wie das von Außenminister Franz Walter Steinmeier auf Turnieren sehen kann, die von Fettchenhauer gesponsert oder organisiert werden. Weniger spendabel ist Fettchenhauer allerdings, wenn es um die Beschäftigten seiner Sub-Unternehmer geht. Rechtlich ist er als Generalunternehmer für diese verantwortlich. Als die FAU Berlin mit ihren Forderungen an die Öffentlichkeit ging, dauerte es kaum mehr als eine Woche und die FCL verabschiedete sich ebenfalls in die Insolvenz. Die anderen Firmen Fettchenhauers sind nicht betroffen, hier agiert er munter weiter. Auch die Auswahl der Sub-Unternehmer wirft ein bezeichnendes Licht auf die Vergabepraxis der „Mall of Berlin“. Einige der um ihren Lohn geprellten rumänischen FAU-Mitglieder arbeiten z.B. für die Firma „Openmallmasters GmbH“. Beim Versuch einer Kontaktaufnahme stellte sich schnell heraus, dass diese Firma kaum mehr ist als ein Briefkasten in einer Frankfurter Rechtsanwaltskanzlei, die sich auf die Betreuung russischer Kunden spezialisiert hat. Der Alleininhaber der Baufirma ist ein „Businessman“ mit Wohnsitz in Yaroslawl in Russland, der Geschäftsführer ein Verwandter, der angeblich in Karlsruhe gemeldet ist. Auch bei anderen Subs, die von der FCL beauftragt wurden, drängt sich bei genauerem Hinsehen die Frage auf, wer hier eigentlich und womit auf den Knochen der Arbeiter seine Geschäfte macht.

Gianni Med

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