Luis Andrés Edo ist gestorben

Am
14. Februar 2009 starb in Barcelona der bekannte Anarchosyndikalist
Luis Andrés Edo im Alter von 84 Jahren. Luis war bis zuletzt einer
der scharfsichtigsten Vertreter des spanischen Anarchosyndikalismus.
Edo war aber auch einer jener vielen Arbeiter-Aktivisten, die
jahrzehntelang allen Verfolgungen zum Trotz ihr Leben riskierten, um
für das Ende der klerikal-faschistischen Franco-Diktatur zu kämpfen.
Einige Stationen seines bewegten Lebens zwischen Gewerkschaft,
Guerilla und Kerker, wollen wir an dieser Stelle als Beispiele seines
lebenslangen Kampfes für eine freie Gesellschaft und für die
Emanzipation der ArbeiterInnen nachzeichnen.

Luis Andrés Edo

Luis
Andrés Edo wurde 1925 in Barcelona geboren. Mit 16 Jahren arbeitete
er bei der Eisenbahn und lernte dort die im Untergrund agierenden
Gewerkschafter der anarchosyndikalischen CNT kennen. Er begann in den
Hungerjahren der 1940er Plomben an Güterwaggons der Bahngesellschaft
RENFE aufzubrechen und mit seinen Genossen und Genossinnen
Lebensmittel zu enteignen und zu verteilen. 1945 nahm er als
Abendschüler an einem Streik der SchülerInnen von Barcelona teil.
Als er ins Militär der Franco-Diktatur eingezogen werden sollte,
floh er 1947 nach Frankreich. 1949 versuchte er, illegal nach Spanien
zurückzukehren, wurde verhaftet und saß ein Jahr im Gefängnis.
Dieses Jahr bezeichnete Edo als das „Untergangsjahr“ für den
anarchistischen Widerstand, über 300 Anarchisten wurden verhaftet,
mehrere erschossen. 1950 kehrte er nach Frankreich zurück. Die
AnarchistInnen leisteten noch bis 1950/51 bewaffneten Widerstand in
Francos Spanien.

Im Exil war Edo in der Lokalföderation der CNT
in Paris aktiv, deren Sekretär er zeitweilig ebenso war wie der des
peninsularen Komitees der Iberischen Föderation der Libertären
Jugend (FIJL).

Luis
kehrte immer wieder für Guerilla-Aktionen nach Spanien zurück. 1966
wurde er mit mehreren anderen Mitgliedern der Libertären Jugend
während der Vorbereitung der „Operation Durruti“ in Madrid
verhaftet. Den Mitgliedern der Gruppe „Primero de Mayo“ wurde
vorgeworfen, sie habe die Entführung des US-amerikanischen
Konteradmírals Gillette geplant. Dieser war der höchste
Verbindungsoffizier der USA zum spanischen Folterregime. Er sollte
entführt und anschließend wieder freigelassen werden, um auf die
mörderischen Haftbedingungen tausender politischer Gefangener in den
spanischen Kerkern aufmerksam zu machen. Edo wurde wegen
umstürzlerischer Tätigkeit, Waffenbesitz etc. zu neun Jahren
verurteilt und 1972 vorzeitig entlassen.
1974 wurde Edo während
einer weiteren illegalen Reise in Spanien erneut verhaftet und zu
sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Erst im Februar 1976, einige
Monate nach dem Tod des Diktators, wurde Edo im Zuge einer
Generalamnestie entlassen. Kurz darauf wurde er in das katalanische
Regionalkomittee der CNT gewählt, dem er mehrere Jahre angehörte.
In dieser Zeit erlebte er sowohl den kometenhaften Aufstieg der CNT
als auch deren Absturz in Folge der Geheimdienstoperation um den
„Caso Scala“ und verschiedener interner Zerwürfnisse, wie
zuletzt der Spaltung der katalanischen Föderation Mitte der 90er
Jahre.

Luis
Andrés hat darüber hinaus an verschiedenen Zeitungen und
Buchprojekten mitgearbeitet, zuletzt erschien im Oktober 2006 sein
autobiographisches Werk „La CNT en la encrucijada“. Für die
Gründergeneration der FAU hatte Luis Andrés Edo, ebenso wie Thomas
Marcellan in Paris, eine ganz besondere Bedeutung. Beide gehörten zu
denjenigen spanischen GenossInnen, mit denen die jungen
ArbeiterInnen, die Mitte der 70er Jahre den Impuls zur Gründung der
FAU gaben, ausgiebig diskutiert hatten und von denen sie in ihrem
Projekt vielfache Unterstützung erhalten haben.

Mit
Luis Andrés Edo hat der internationale Anarchosyndikalismus einen
scharfsinnigen und energischen Militanten verloren.

¡Que
la tierra le sea leve – Möge die Erde ihm leicht sein!

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