Ver.di vs. Solidarität

Mitte Dezember wurde Angelo Lucifero,
bis dahin hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär von ver.di in
Thüringen, vom Landesverband Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
suspendiert. Eine „außerordentliche Kündigung“ wurde in die
Wege geleitet, wie der Landesbezirksleiter Thomas Voß in der Jungen
Welt erklärte. Als Grund für diese Maßnahme wird angegeben, dass
Lucifero auf unzulässige „Weise persönliche politische Arbeit auf
Kosten und mit Mitteln der Gewerkschaft ver.di betrieben“ habe.
Gemeint ist damit u.a. eine AntiRa-Mailingliste, welche
erklärtermaßen von vielen ver.di-Mitgliedern kollektiv genutzt
wurde. Dies ist der vorläufige Höhepunkt einer langen Reihe von
Vorkommnissen zwischen Lucifero und den Gewerkschaftsbossen. So war
Lucifero schon im März 2007 öffentlich in die Schusslinie geraten,
nach dem er sich auf einer öffentlichen Kundgebung mit Hilfe einer
Schreckschusspistole gegen einen Naziübergriff zur Wehr setzen
musste. Voß und Thüringens DGB-Vorsitzender Steffen Lemme
distanzierten sich in der Folge öffentlich von Lucifero. Der
Zeitpunkt der Suspendierung ist heikel: im Januar findet ein
Berufungsverfahren gegen Lucifero statt, in dem er sich erneut
juristisch dafür rechtfertigen muss, sich gegen Nazis gewehrt zu
haben. In erster Instanz wurde er zu einem Jahr Haft auf Bewährung
und einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen verurteilt. Der
ver.di-Bundeskongress hatte zwischenzeitlich eine Entschließung
angenommen, nach der ver.di Lucifero beim Prozess unterstützen soll.
Der bei ver.di für die Umsetzung solcher Beschlüsse zuständige
Bundesvorstand hat aber bisher keine Anstalten gemacht, dies auch zu
tun. Mittlerweile haben viele ver.di-Mitglieder und das
Internetportal labournet.de ihre
Solidarität mit Angelo Lucifero erklärt.

(RO)

RO

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