Kampf gegen Sinaltrainal

Als Reaktion auf die Wiederaufnahme der
internationalen Coca-Cola Kampagne durch die kolumbianische
Lebensmittelgewerkschaft Sinaltrainal gibt es derzeit eine Welle von
Todesdrohungen und Gewalt gegen die Gewerkschafter und deren
Familienangehörige.

Im September wurde Andrés Damian
Flores Rodríguez, der 16-jährige Sohn von José Domingo Flores, dem
Leiter des Regionalbüros von Sinaltrainal (Sindicato Nacional de
Trabajadores de la Industria de Alimentos) in Santander, von
maskierten Bewaffneten entführt. Andrés wurde verprügelt und ihm
wurde eine Nachricht für seinen Vater mit auf den Weg gegeben: „Sag‘
deinem Vater, dass wir keine Ruhe geben werden, bis wir euch alle
zerstört haben“. Im Dezember fand Domingo Flores, Coca-
Cola-Arbeiter und Funktionär von Sinaltrainal, in der Garage seines
Hauses in Bucaramanga eine Morddrohung. Er hatte Tags zuvor zusammen
mit Luis Edoardo García Flugblätter an seine Kollegen verteilt, in
denen an die Ermordung des Coca-Cola-Arbeiters Isidro Gil am
5.12.1997 erinnert wurde. Später stellten sie bei einer
Erinnerungsveranstaltung eine Galerie sowohl für die während des
Streiks der Firma Unite Fruit Company (heute Chiquita Brands) im
Jahre 1928 umgebrachten Arbeiter als auch Bilder der bei Coca Cola
oder Nestlé arbeitenden Mitglieder von Sinaltrainal, die bis heute
ermordet worden sind, aus. Außerdem fand man im Büro von
Sinaltrainal in Bucaramanga einen Briefumschlag, der Morddrohungen
gegen Luis Edoardo Garcia und Javier Correa, dem Präsidenten von
Sinaltrainal, enthielt. In dem Schreiben wird angekündigt, dass man
beide noch im Dezember umbringen wird. Diese letzte Drohung trifft
nur einen Tag nach der Ermordung von José de Jesús Martín Vargas,
der Mitglied von Sinaltrainal war und für Nestlé (1) arbeitete ein.
Diese neuen Ereignisse reihen sich ein in eine lange Liste von Morden
und Angriffen gegen diese Gewerkschaft.

Hintergrund

1992 versammelte José Gabriel Castro
(2), der damalige Geschäftsführer der Coca Cola-Company in
Bucaramanga, die ArbeiterInnen und verkündete, dass jede
gewerkschaftliche Betätigung als ein „Akt des Terrorismus“
angesehen würde. Seit diesem Tag wurden und werden die
ArbeiterInnen, GewerkschaftsfunktionärInnen und AktivistInnen
konstant von den Paramilitärs verfolgt. Die Zahlen sprechen für
sich: Seit 1991 wurden 2.245 Morde, 3.400 Todesdrohungen und 138
gewaltsam verschleppte und „verschwundene“ GewerkschafterInnen
dokumentiert. Im Kontext des seit 40 Jahren andauernden bewaffneten
„Krieges niedriger Intensität“ in Kolumbien werden
GewerkschafterInnen von den so genannten „Sicherheitskräften“
und deren paramilitärischen Verbündeten immer wieder beschuldigt,
„subversiv“ zu sein. Dieser Vorwurf taucht verstärkt kurz vor,
während und direkt nach Arbeitskämpfen auf. Sie sind für die so
Bezeichneten ein offener Warnhinweis. Hilft der nicht, um die
betroffenen Militanten zum Schweigen zu bringen, greifen
„Sicherheitskräfte“ und Paramilitärs auch zu drastischeren
„Mitteln“, inkl. Mord.

Billig, aber nicht billig genug

Eduardo García: „Coca Cola, führend
in Sachen Repression und ArbeiterInnenunterdrückung, ist das
Konzernmodell der Globalisierung und beispielhaft für
Hyperausbeutung“. 10.000 ArbeiterInnen hat Coca Cola im Verlauf der
letzten 12 Jahren aus ihren 20 Abfüllbetrieben in Kolumbien
entlassen und sie dann mit befristeten Verträgen, die zu 12 bis 14
Stunden Arbeit täglich das gesamte Jahr über verpflichten,
wiedereingestellt. Gesundheitliche Absicherung oder die Zusicherung
einer Weiterbeschäftigung sind in diesen Verträgen jedoch nicht
enthalten. Die ArbeiterInnen müssen Coca Cola die Betriebsuniform
und bestimmte Sicherheitselemente abkaufen. 86% aller Coca
Cola-Beschäftigten arbeiten über Zwischenfirmen und nur 14% haben
einen direkten Vertrag mit Coca Cola; von diesen letzteren sind 8%
Gewerkschaftsmitglieder der Sinaltrainal.

Die SINALTRAINAL…

…der organisierten Cola-ArbeiterInnen
wurde 1982 gegründet. Ihre Wurzeln aber greifen mehr als 50 Jahren
zurück; seit Nestle nach Kolumbien kam und die erste
Basisgewerkschaft sich formierte. Die Sinaltrainal vereinigt
ArbeiterInnen von Coca Cola, Nestlé und der Corn Products
Corporation sowie von einigen nationalen Unternehmen. „Diese ganze
kriegerische, gewalttätige und auch juristische Aggression, so Luis
Eduardo García, hat uns zu einer kleinen Gewerkschaft werden lassen.
Von anfänglich 5.300 Mitgliedern sind 2.000 übrig geblieben. Aber
auch wenn sie uns verfolgen und wir wenige sind, wir werden die
Verteidigung des Lebens, der Arbeit und unserer Klassenprinzipien
nicht aufgeben“.

Weil ich das Leben liebe,
konsumiere ich keine Coca-Cola“

Die Internationale Kampagne gegen
Coca-Cola geht weiter. Im Frühling 2008 wird der Internationale
Sprecher von Sinaltrainal, Edgar Paez, im Rahmen der Kampagne Europa
besuchen. Bis dahin ergeht der dringende, weltweite Aufruf an alle
Organisationen und Personen, den kolumbianischen Staat und Coca Cola
dazu aufzufordern, das Leben und die Unversehrtheit aller Mitglieder
von SINALTRAINAL und deren Familien zu schützen, den Morddrohungen
nachzugehen und die materiellen und geistigen Verantwortlichen zu
finden sowie das Versammlungsrecht und die freie gewerkschaftliche
Arbeit zu garantieren.

K.S.

Anmerkungen

(1) Am 22. November 2007 wurde der
Nestlé-Arbeiter José de Jesús Martín Vargas von Unbekannten
ermordet. Er war seit 1977 Mitglied der kolumbianischen
Lebensmittelgewerkschaft Sinaltrainal. So sehr die diversen Konzerne
auf dem Weltmarkt Konkurrenten sind, so sehr herrscht eine
unausgesprochene Einigkeit im Kampf gegen die ArbeiterInnen.

(2) nicht verwandt mit Fidel Castro,
dem Maximó Líder auf Kuba

Die Gewerkschaft bittet um
Protestschreiben an:

Presidencia de la
República Dr. Álvaro Uribe Vélez Cra. 8 No..7-26, Palacio de
Nariño, Santa fe de Bogotá, Fax: (+57 1) 566.20.71 E-mail:
auribe@presidencia.gov.co

Presidente de Coca-Cola
mail@na.cokecce.com

Presidente Coca Cola FEMSA
en Colombia JUAN CARLOS JARAMILLO Carrera 94 No. 42-94, Fontibón
Bogotá, D. C. Fax: (571) 4011687 E-mail: jarbelaez@panamco.com.co,
cocacola@hotmail.com

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