Global gegen Starbucks

Am 5. Juli 2008 fand ein „Globaler Aktionstag“ gegen den
Kaffeebar-Multi Starbucks statt. Im Zentrum der Proteste in knapp 80 Städten
rund um den Globus stand die Art und Weise, wie die Kette regelmäßig gegen
Beschäftigte vorgeht, die sich gegen ihre Arbeitsbedingungen zur Wehr setzen.
Auslöser für die Aktionen war denn auch die Solidarität mit zwei kurz zuvor
gefeuerten GewerkschafterInnen: Monica im spanischen Sevilla und Cole in Grand
Rapids, USA. Ein Schwerpunkt der Aktionen war die BRD, wo mehr als 40
Starbucks- Filialen in 16 Städten Besuch von der FAU und UnterstützerInnen bekamen.

 Die Bündelung von Protesten
und Solidarität in Form eines „globalen Aktionstages“ hat es in den letzten
Jahren häufiger gegeben. Die weltweiten Aktionen gegen das gewerkschaftsfeindliche Verhalten – das „Union Busting“ – von Starbucks stellen jedoch
etwas Neues dar, und der Bezug auf die Arbeitsbedingungen macht die Aktionen zu
etwas Besonderem, von dem wir hoffen, dass es sich in Zukunft häufiger
ereignet. Es hat im Jahre 2002 schon einmal eine global koordinierte Aktion
gegeben, die die Arbeitsbedingungen bei einem weltweit agierenden Konzern zum
Inhalt hatte. Damals hatte die von der FAU organisierte „Internationale Solidaritätskonferenz“
(i2002) in Essen den Grundstein gelegt für einen weltweiten Aktionstag der
McDonald’s Workers‘ Resistance (MWR). Die Aktionen gegen Starbucks dürften
allerdings der bislang erste Versuch sein, koordiniert in einen Arbeitskampf
einzugreifen, der in mehreren Ländern gleichzeitig stattfindet.

Im April 2008 wurde die Barista Monica im spanischen Sevilla
vom iberischen Starbucks-Lizenznehmer Sigla S.A. gefeuert. Der tägliche Akt
kapitalistischer Willkür wäre vielleicht ohne Antwort geblieben, wäre Monica
nicht Mitglied der Starbucks-Betriebsgruppe der spanischen Gewerkschaft CNT.
Diese forderte sofort die Rücknahme der Kündigung und begann – wie bei
AnarchosyndikalistInnen üblich – mit Aktionen Druck auf Starbucks auszuüben.

Zur selben Zeit gab es, einige tausend Kilometer entfernt,
noch eine weitere Gewerkschaft, deren Mitglieder ständig im Clinch mit dem
Starbucks-Management lagen. In den USA haben sich etliche Baristas in der
Starbucks Workers Union (SWU) organisiert, die den Industrial Workers of the
World (IWW) angeschlossen ist. Als Reaktion auf diesen erfolgreichen Versuch,
sich organisiert gegen die miesen Arbeitsbedingungen zur Wehr zu setzen, hat
das Unternehmen in den letzten Jahren wiederholt Mitglieder der SWU gefeuert und
wegen unrechtmäßiger Entlassungen auch schon Verfahren verloren. Als im Juni
der SWU-Aktivist Cole Dorsey vor die Tür gesetzt wurde, war das Maß voll. CNT und
IWW beschlossen, sich gemeinsam zu wehren, und riefen zu diesem Zweck den globalen
Aktionstag gegen die Arbeitsbedingungen bei Starbucks und für die Rücknahme der
Kündigungen aus. Das Mittel des Aktionstages wurde gewählt, weil allen
Beteiligten klar war, dass die gewerkschaftsfeindlichen Praktiken in Spanien
und den USA kein isoliertes Phänomen sind und dass man die Angriffe auf
Beschäftigte eines „Global Player“ am besten auch durch handfeste globale Klassensolidarität
beantwortet.

Vielleicht lag der Erfolg der Mobilisierung auch darin
begründet, dass Starbucks wenige Tage zuvor mit einem vielbeachteten
Paukenschlag einen massiven Abbau von Filialen in den USA und Australien
ankündigte – 12.000 Jobs sollten alleine in den USA vernichtet werden. Auf
jeden Fall häuften sich in Sevilla und Grand Rapids schon bald die Meldungen von
Gewerkschaften und sozialen Aktionsgruppen, die ankündigten, sich am Aktionstag
zu beteiligen. Mit der Aktionsform, mit der Möglichkeit, die kämpfenden KollegInnen
direkt und überall gegen das Starbucks-Management unterstützen zu können,
hatten die OrganisatorInnen offensichtlich ins Schwarze getroffen. Als am Abend
des 5. Juli die Meldungen rund um den Globus eintrafen, waren dennoch alle
überrascht. Argentinien, Australien, Brasilien, BRD, Chile, Frankreich, Irland,
Italien, Japan, Großbritannien, Norwegen, Neuseeland, Österreich, Polen, Schweiz,
Serbien, Slowakei, Spanien, Taiwan, USA – immer länger wurde die Liste der
Orte, an denen Leute in die Filialen gingen, mit den ArbeiterInnen und
KundInnen sprachen, Flugblätter verteilten, Protesterklärungen verschickten.

Derzeit ist noch nicht abzusehen, ob Starbucks sich dem
massiven weltweiten Druck beugen wird. Eines aber ist bereits jetzt klar, der
Aktionstag hat vielen Menschen gezeigt, welche Bedingungen rund um den Globus
bei der Firma herrschen. Er hat aber vor allen Dingen gezeigt, dass es möglich
und nötig ist, sich gegen weltumspannende Ausbeuter auch weltumspannend zur
Wehr zu setzen und dies nicht nur in Form von Sonntagsreden.

Dass es die kleine aber global vernetzte und kämpferische
anarchosyndikalistische bzw. unionistische Gewerkschaftsbewegung war, die
dieses Beispiel gesetzt hat, zeigt, welches Potential in ihren Reihen steckt
und was sie den trägen Riesenapparaten voraus hat. Gleichzeitig zeigt sich aber
auch, dass es nötig es ist, den Schritt von den eher symbolischen
Solidaritätsaktionen hin zu einer Aktionsform zu machen, die letztlich
erheblich effektiver ist: einem global koordinierten Streik von
Starbucks-Beschäftigten. In Spanien wurde bereits ein Schritt in diese Richtung
gemacht. Als Ergebnis des Aktionstages haben sich Baristas in weiteren Filialen
der CNT angeschlossen. Bleibt zu hoffen, dass dieses Beispiel Schule macht.

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Für weitere Informationen, siehe unser Starbucks-Special: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4.

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