Bücher gegen den Markt

Als Verlag für Bücher aus der libertären Szene und als Basis
eigener bibliophiler Buchausgaben gründeten zwei Männer vor 20 Jahren den
Verlag „Edition AV“. Damals nannte die zweiköpfige anarchistische Künstlergruppe
ihr Projekt noch „Edition Avantgarde 88“, wobei sich die 88 auf das Gründungsjahr
bezog. Erst später wurde das Zahlenkürzel gestrichen, als es in der Neonaziszene
als Ersatz für den deutschen Gruß aufkam. Gegründet wurde der Verlag in Frankfurt
am Main, 2005 zog es die Macher nach Lich – schon zwei Jahre zuvor wurde das
Team von einer Frau verstärkt.

Ziel war es immer, Bücher gegen den Markt zu
veröffentlichen. Der Verlag will Bücher machen, die wichtig sind, weil sie sich
an eine politisch-orientierte Szene richten. Und natürlich auch, weil es
einfach Spaß macht, Bücher zu machen. „Das war damals unser Ziel und ist es
auch heute noch“, berichten die Verleger. „Obwohl es uns keiner zugetraut hat,
hat der Verlag überlebt und mit 16 Büchern im Jahr und über 100 Novitäten ein
relativ festes Standbein bekommen.“

Vor der Verlagsgründung stand ein Ideal: das Leben ohne Chef
und Staat. Edition AV komme dem schon sehr nahe, sagen die Gründer. „Sowohl
MitarbeiterInnen als auch AutorInnen arbeiten und publizieren gemeinsam und
können mitbestimmen.“

Haben kleine Verlage überhaupt eine Chance – gerade in einer
Zeit der Medienkonzentration, wo sich immer mehr Verlage zusammenschließen und
den Markt mit billigen Produktionen überschwemmen? „Wir haben eine Nische
entdeckt und uns behaupten können“, lautet die Antwort. „Gerade unsere unkonventionelle
Art, Entscheidungen zu treffen und nicht immer Bücher nach dem Wirtschaftlichkeitsprinzip
zu publizieren, hat uns eine Beweglichkeit gegeben, mit der die Großen nicht
konkurrieren können.“ Das sei auch der Grund, weshalb in der Edition AV neben
klassischen linken Themen auch Romane und Lyrik ein Zuhause gefunden haben.

Trotz der Hilfe von unabhängigen Buchläden, autonomen
Projekten und den Organisatoren diverser Büchertische ist die wirtschaftliche
Situation für unabhängige Verlage und Buchhändler nicht gerade leicht. Die
Leute von Edition AV gestehen ein: „Die Marktkonzentration der Konzerne gräbt
uns immer weiter das Wasser ab.“ Trotz enormer Anstregung ist es schwer, als
Verlag zu überleben. „Außer unserem persönlichen Engagement haben wir der
Eintönigkeit im Literaturbetrieb nicht viel entgegenzusetzen.“

Anonymus

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