Kündigungsgrund: Gewerkschafterin

Mónica war eineinhalb Jahre lang Barista bei Starbucks in
Sevilla, bis sie wegen ihrer Mitgliedschaft in der CNT und der Einforderung
ihrer Rechte gefeuert wurde. Ihre Kündigung war u.a. Anlass für den globalen
Aktionstag gegen Starbucks. Die
Direkte Aktion führte ein Interview mit der CNT-Aktivistin.

Kannst du uns die Umstände deiner Entlassung und die
Situation, in der sich der Kampf momentan befindet, beschreiben?

Ich habe während der Zeit, die ich bei Starbucks gearbeitet
habe, ständig auf mein Recht bestanden, u.a. auf die Bezahlung von Überstunden
und regelmäßigen Arbeitstreffen mit KollegInnen, die in unserer Freizeit abgehalten
werden mussten. Ich verwies darauf, dass es illegal war, uns während der Osterfeiertage
zu Überstunden zu zwingen, weil die laut Vertrag der Zustimmung der ArbeiterInnen
bedürfen. Außerdem forderte ich, dass diese Überstunden gemäß der geltenden gesetzlichen
Regelungen bezahlt werden. Ich habe auch kritisiert, dass die Schichten – nicht
wie im Arbeitsvertrag festgelegt – unter den KollegInnen aufgeteilt, sondern willkürlich
vergeben werden, und dabei auch verlangt, dass die Filialleitung sie wenigstens
eine Woche vorher bekannt gibt. Wegen dieser Forderungen wurde ich von Agnola,
der Verwaltungsgesellschaft meiner Starbucks- Filiale, immer wieder genötigt
und bedroht, auch wenn meine Arbeit von ihnen weiterhin für gut befunden wurde.
Aber sie sagten, dass ich mit meiner Haltung nicht zu der Gruppe von
KollegInnen passe, die in ihrer Filiale arbeiten. Deshalb haben sie mir ohne
weitere Erklärung gekündigt, also ohne dass objektive Gründe vorlägen.

Wie war die Stimmung unter den KollegInnen deiner
Filiale? Haben sie sich mit dir solidarisiert?

Was die anderen KollegInnen angeht, erleidet jeder, der
protestiert, Repression. Mehrere haben sich wegen Depression krank gemeldet
oder sind freiwillig gegangen. Niemand hat den Druck ausgehalten, mit mir zu kämpfen,
deshalb habe ich tatsächlich nur die Unterstützung der CNT gehabt.

Die Angst vor Repressalien war also vorherrschend, so
dass es keine gewerkschaftliche Organisierung bei Starbucks gab. Hat sich das
nach deiner Entlassung geändert?

Im Moment fangen Leute in Barcelona an sich zu organisieren,
vielleicht weil dort ArbeiterInnen mit einem anderen Profil angestellt wurden.
In Sevilla stattdessen trägt Starbucks dafür Sorge, dass nur fügsame Leute eingestellt
werden, die vorher bei McDonalds oder in anderen prekären Verhältnissen
gearbeitet haben und schon daran gewöhnt sind, ausgebeutet zu werden.

Wie hat Starbucks auf die Aktionen reagiert und wie sind
die Reaktionen der ArbeiterInnen ausgefallen?

Die ArbeiterInnen wissen inzwischen, dass sie mit der CNT
rechnen können, und wir hoffen, dass sie nach und nach reagieren. Es ist eben
eine Tatsache, dass es unter jungen Leuten in prekären Arbeitsverhältnissen
keine Tradition einer weitergehenden Organisierung gibt, auch wenn sie
diejenigen sind, die den meisten Angriffen und der härtesten Ausbeutung ausgesetzt
sind. Auf jeden Fall werden wir weiterhin in die Starbucks-Filialen gehen und
mit Flaggen, Megaphonen, Transparenten und Flugblättern die Angriffe und
Vergehen von Starbucks anklagen, damit die ArbeiterInnen die Kontinuität
unseres Kampfes sehen und erkennen, dass wir es ernst meinen.

Gibt es Sektionen anderer Gewerkschaften bei Starbucks
und wie ist die Beziehung zwischen der CNT und ihnen? Gibt es Zusammenarbeit oder
sogar Solidarität?

Die offizielle für Starbucks zuständige Gewerkschaft heißt
FETICO (1). Es gibt keinen Vertreter dieser Gewerkschaft in Sevilla, sondern nur
einen in Madrid, weshalb es außerhalb von Madrid auch keinerlei Unterstützung der
ArbeiterInnen gibt. Die Gewerkschaft ist dafür bekannt, dass sie für die Firmen
die ArbeiterInnen aushorcht und manipuliert. Der Vertreter aus Madrid kam
während meines Arbeitskampfs in den Osterfeiertagen nach Sevilla, als ich mich
geweigert hatte, Überstunden zu machen. Nachts ist er dann mit meinem Chef vor
unseren Augen einen trinken gegangen.

Welche Perspektiven siehst du für eine Weiterführung der
Kampagne gegen Starbucks, was könnten die nächsten Schritte sein?

Die direkte Aktion, also direkt in die Starbucks-Filialen zu
gehen. Das stört die Bosse, weil sie weiterhin ein Gute-Laune- Image verkaufen
und das ideale Unternehmen spielen. Dieses Bild zerstören wir vor den Kunden,
die sich für das interessieren, was wir ihnen sagen. Ein weiterer Schritt
könnte die gerichtliche Verfolgung der Verstöße gegen das Arbeitsrecht sein,
die von Starbucks begangen werden, aber dafür brauchen wir ArbeiterInnen, die
bereit sind, den Konzern anzuzeigen.

Interview: Robin (FAU Berlin)

 

Anmerkungen:

  1. Federación de
    Trabajadores Independientes del Comercio (Föderation unabhängiger Arbeiter im
    Handel).

 

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