Impressionen vom Aktionstag

Der Startschuss zum Aktionstag kam von den polnischen
AnarchosyndikalistInnen der ZSP. Diese verteilten bereits am 1. Juli Flugblätter
vor der Konzernzentrale von „Amrest“ in Wroclaw. Der Konzern betreibt in
Polen diverse Systemgastronomie-Ketten und soll demnächst auch Starbucks auf
dem polnischen Markt einführen. Laure Akai (ZSP) schrieb dazu: „Es sieht so
aus, als gäbe es einiges Potential für eine gewerkschaftliche Organisierung, bevor
Starbucks hier überhaupt erst richtig eröffnet hat.“

In Spanien gab es Aktionen in allen vier Städten, in
denen Starbucks derzeit Filialen unterhält. Dabei wurde vor ingesamt 20
Starbucks-Filialen protestiert, während mehrere tausend Flugblätter verteilt wurden.
Einige der Starbucks-ArbeiterInnen zeigten sich sehr an der CNT als
Gewerkschaft interessiert; es gibt mittlerweile konkrete Gespräche über die
Gründung weiterer Betriebsgruppen.

Ein weiterer Schwerpunkt des Aktionstages war Starbucks in
den USA. Von dort erreichten uns unter anderem Berichte über Aktionen in Philadelphia,
Rochester, Grand Rapids, New York, Phoenix, Alameda,
Baltimore, Alburqueque, Alameda, Burlington, Salt
Lake City
, Boston, Fresno, Tampa, Los Angeles und
Chicago.

Ähnlich viele Aktionen gab es in der BRD. Mehr als 40
Filialen in 16 Städten bekamen Besuch von der FAU und UnterstützerInnen. Die
Reaktionen der Beschäftigten waren teilweise sehr positiv, aber meistens erst
dann, wenn die Teamleiter kurzfristig nicht anwesend waren. In Braunschweig erfuhren
wir so, dass die Konzernzentrale die Filialen bereits vorab informiert hatte,
dass es Aktionen geben würde. Auch in Dortmund signalisierten Baristas
Zustimmung für die Aktion. In Duisburg erzählte eine Passantin, dass ihr
Freund jüngst unter fadenscheinigen Gründen bei Starbucks in Essen gefeuert
worden sei und dass sie auf dem nächsten Treffen der Duisburger FAU
vorbeischauen wolle.

Überhaupt waren die PassantInnen in fast allen Orten sehr interessiert,
alleine in Nürnberg wurden in kurzer Zeit 1.000 Flugblätter verteilt. In
Bremen nahmen manche Leute die Flugblätter erst, nachdem sie erfahren hatten,
dass diese sich gegen Starbucks richten. In Darmstadt rief der
Filialleiter die Polizei und forderte diese auf, Platzverweise zu erteilen –
das wurde mit Hinweis darauf, dass man diese aufgrund so einer „Lapalie“ nicht
aussprechen würde, verweigert.

In einigen Orten schenkte Starbucks im Laufe des Tages
Gratis-Kaffee aus, um die wenigen KundInnen, die sich trotz der Proteste noch
in die Läden verirrt hatten, bei Laune zu halten. Weitaus mehr Leute tranken
aber lieber den zapatistischen Kaffee, der z.B. in Aachen gratis während
den Aktionen ausgeschenkt wurde.

Eine Reaktion ganz besonderer Ar t gab es übrigens von Seiten
der Marketing-Direktorin der Starbucks Coffee Deutschland GmbH. Diese schrieb
als Reaktion auf einen Protestbrief: „Industrial Workers of the World (IWW)
repräsentiert eine kleine Gruppe von Partnern (so nennen wir die Mitarbeiter
von Starbucks), die andere Ziele als die Mehrheit unserer Partner verfolgt. Sie
möchte sich dadurch selbst und ihre eigenen Interessen positionieren. Die IWW
arbeitet nicht daran, unter anderem das Arbeitsumfeld unserer Partner zu verbessern“.
Angesichts von soviel Dummdeutsch liegt der Schluss nahe, dass es bei Starbucks
offensichtlich an Kompetenz fehlt, die Verlautbarungen der US-Konzernzentrale zumindest
ansatzweise verständlich zu übertragen.

In Australien versammelten sich mehr als 20 Leute vor dem
Starbucks in Melbourne, um ihre Solidarität mit den gefeuerten
ArbeiterInnen zu zeigen und das Recht der ArbeiterInnen sich zu organisieren zu
verlangen. Die Aktion dauerte eineinhalb Stunden, fast niemand ging in den
Laden.

In Wien besuchten unsere österreichischen GenossInnen
von der Föderation der ArbeiterInnen-Syndikate (FAS) insgesamt 8 Filialen. In
der Schweiz gab es eine Aktion in Bern durch die FAU Bern und in Zug durch
die Gruppe Systembruch. Weitere Protestaktionen gab es u.a. in Belfast, London,
Brighton, Bristol, Manchester, Dublin, Cork,
Ankara, Moskau, Santiago de Chile, Buenos Aires, Christchurch,
Birmingham und Leeds.

Ganz eigene Gedanken macht man sich derweil im Amsterdam.
Dort soll im nächsten Frühjahr ein innerstädischer Starbucks eröffnet werden.
Vor dem Hintergrund des Aktionstages fürchtet man jetzt Proteste. „Natürlich“, schmunzelt
Beltrán Roca Martínez von der CNT in Sevilla „sollte auch dieser Starbucks in
Zukunft das Ziel von Aktionen sein.“

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Für ausführlichere Berichte vom Aktionstag siehe die
Zusammenstellung auf www.fau.org.  

Australien: Melbourne
Aktivisten der ASF-IAA (Anarcho-Syndicalist
Federation) versammelten sich vor dem lokalen Starbucks um ihre Solidarität mit
den gefeuerten ArbeiterInnen zu zeigen.

Schweiz: Bern
Die FAU Bern organisierte einen Gratiskaffee-Stand,
verteilte Flugblätter und führte Diskussionen mit der Kundschaft.

Österreich: Wien
Die Föderation der ArbeiterInnen Syndikate (FAS) hat acht Filialen besucht und MitarbeiterInnen und KundInnen über die
gewerkschaftsfeindliche Haltung des Konzerns informiert.

USA: Alameda
IWW
-Mitglieder informierten Baristas und Passanten
über die Geschäftspraktiken von Starbucks.

Polen: Wroclaw
In Polen verteilte die ZSP (Zwiazek Syndykalistów
Polski) schon vor dem Aktionstag Flugblätter am Firmensitz von Amrest. Amrest
wird in Kürze Starbucks-Filialen in Polen eröffnen.

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