Staatlicher Stromanbieter geschlossen

Mitte Oktober schloss die
mexikanische Regierung per Dekret das für die Stromversorgung im
Großraum Mexiko-Stadt verantwortliche Unternehmen Luz y Fuerza del
Centro (LFC). Nach dem gewonnenen WM-Qualifikationsspiel gegen El
Salvador wurde in Mexiko-Stadt noch in der Nacht auf den Straßen
gefeiert, als Einheiten von Polizei und Militär die Gebäude des
zweiten staatlichen Stromanbieters räumten. Im Dekret des
amtierenden Präsidenten Felipe Calderón heißt es, dass Luz y
Fuerza nicht wirtschaftlich gearbeitet und lediglich Verluste
erwirtschaftet habe.

Die Gewerkschaft der
Mexikanischen ElektrizitätsarbeiterInnen (SME), die zu den
kämpferischsten und durchsetzungsfähigsten im Lande gehört, hatte
zuletzt immer wieder großen Druck auf die mexikanische Regierung
ausüben können. Der SME gelang es, besonders gute Tarifverträge
und soziale Privilegien für ihre Mitglieder auszuhandeln. Zudem ist
die SME, die sich als Teil der linken Zivilgesellschaft versteht,
auch für ihren führenden Diskurs in der Debatte um Privatisierungen
im öffentlichen Sektor bekannt. So ist es also kein Wunder, dass
sich unabhängige Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen,
indigene Gruppen, Studierende und sogar die Otra Campaña mit den
44.000 Arbeiterinnen und Arbeitern von LFC solidarisieren, die zum
Großteil gewerkschaftlich organisiert sind. Bei einer ersten
Massendemonstration protestierten noch im Oktober 150.000 bis 200.000
Menschen auf den Straßen von Mexiko-Stadt. Neben der Frage nach dem
Verbleib der Angestellten muss nun auch geklärt werden, wie mit
Pensionsansprüchen und Krankenversorgung verfahren wird. Für die
SME ist jedoch bereits klar: „Die Intention der Regierung ist es,
unsere Dienstleistungen nach und nach zu privatisieren“, so
Gewerkschaftsvorsitzender Martín Esparza gegenüber der Tageszeitung
La Jornada. (JH)

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