Dancefloor statt Standort

nachttanzdemo-muenster.gifAm 2. Oktober
versammelten sich etwa 500 Menschen in der Münsteraner Innenstadt
zur ersten Nachttanzdemo in NRW, um unter dem Motto „Waking up the
city! gemeinsam ihren
sozialen Kämpfen Ausdruck
zu verleihen.

Die FAU Münsterland
beteiligte sich mit einem Beitrag zu Leiharbeit in Münster, und
nannte Namen und Adressen der Ausbeuterfirmen. Desweiteren
thematisierte sie prekäre Beschäftigungsverhältnisse und
kritisierte die Funktion studentischer Arbeitskräfte.

In Münster, einer
ziemlich wohlhabenden Stadt, sei die Krise nicht so spürbar, weil
sie eine 50.000-köpfige studentische Reservearmee hat, die sich seit
jeher nicht gegen sittenwidrige Löhne und die Untergrabung
arbeitsrechtlicher Standards wehrt: „Rentenzahlungen,
Krankenkassenzahlungen, Urlaubsanspruch – sämtliche
Selbstverständlichkeiten der Arbeitswelt sind Münsteraner
Ausbeutern fremd, weil sie sie mit studentischen ArbeiterInnen
mühelos ignorieren können. Das Desinteresse der studentischen
ArbeiterInnen an ihren Arbeitsbedingungen ist verantwortlich für das
niedrige Niveau in Gastronomie, in der Pflege und in Callcentern.
Studierende fungieren hier als präventive und ideelle
Streikbrecher.“

An den Sparplänen der
Stadt jedoch ist die Krise deutlich erkennbar: Die kürzlich
veröffentlichte Haushaltskonsolidierung verspricht Kürzungen für
KiTas, Bibliotheken, Vereine und Initiativen. Das Münsteraner Umland
blieb von Firmeninsolvenzen und Stellenabbau nicht verschont. „Vor
allem aber kommt es darauf an, sich in den Betrieben zu organisieren,
um zu beweisen, dass ArbeiterInnen alles andere als ohnmächtig sind.
Wir können viel verändern, wenn wir gemeinsam nichts tun!“

Dies war nur einer der
Redebeitrage, mit denen die tanzende Menge zwischen der Musik
unterhalten wurde. In einem zweiten, spontanen Beitrag schlug die FAU
einen Solidaritätsbrief an den Widerstand gegen S21 in Stuttgart
vor. Andere Gruppen protestierten gegen die Umstrukturierung des
Hafengebiets und die (bevorstehende) Abschiebung von Roma und Sinti
in den Kosovo.

Den OrganisatorInnen ging
es darum, das Gemeinsame in den verschiedenen Kämpfen hervorzuheben:
„die Opposition zu einer Stadtpolitik, die Wohlstand und Ordnung zu
ihren Leitmotiven erklärt und damit Ausschluss und Ausgrenzung
produziert. Wir sind für eine solidarische Gesellschaft und eine
Perspektive des radikalen Wandels gesellschaftlicher Macht- und
Herrschaftsverhältnisse.

Johanna Berling, FAU
Münster

 

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