Es gärt in der Kulturbrauerei

Nicht nur im Babylon
Mitte, auch in anderen Berliner Kinos steht es um die
Arbeitsbedingungen schlecht. In Programmkinos mit oft freiwilliger
Selbstausbeutung lässt es sich meist aushalten. Probleme haben die
zumeist prekär Angestellten der Multiplex-Kinos. Grund ist vor allem
die Kluft zwischen ihrer Entlohnung und den Gewinnen der Kino-Ketten.

Konfliktgeladen ist die
Situation in den Kinos der Multiplex Cinemas Magdeburg (MCM) GmbH,
die zur größten deutschen Kinokette Cinestar gehört. Zur MCM mit
Sitz in Lübeck gehören das CUBIX am Alexanderplatz, das Kino in der
„KulturBrauerei“ sowie ein Kino in Magdeburg. MCM hat einen
Jahresgewinn von ca. 3 Mio. Euro. Davon haben die Angestellten aber
wenig.

Nachdem vor kurzem ein
Arbeitskampf bei CUBIX entbrannte, steigt jetzt die Unzufriedenheit
in der Kulturbrauerei. Das Kino, von der Firma Village im Jahr 2000
mit einem Casting für Angestellte gestartet, wechselte seither
mehrmals den Betreiber. Der vorletzte – UFA – zahlte noch den
relativ guten Flächentarifvertrag. Der wurde 2006 mit Cinestar
abgeschafft. Übernommenen Mitarbeitern musste der Tarif zwar weiter
gezahlt werden, die meisten mussten aber entweder gehen oder sich auf
die 13% Lohnkürzung einlassen. Zur Zeit verdient man an der Kasse
ca. 7 Euro, als Vorführer ca. 10 Euro, alles brutto natürlich.

Hier wie überall nehmen
viele die dauernde Absenkung ihrer Reallöhne im Vergleich zur
Preissteigerung in fast allen Lebensbereichen klaglos hin. Sei es,
dass es etwas mehr ist, als sie vorher verdient haben, dass sie
relative Freiheiten am Arbeitsplatz besitzen oder dass die Arbeit nur
als Zuverdienst bzw. als vorübergehend angesehen wird. Dies ist
leider nur allzu oft eine Illusion und trifft diejenigen, die von der
Arbeit leben müssen.

Aber es gibt auch genug
Beschäftigte, die diese Zustände nicht mehr ertragen und bessere
Arbeitsbedingungen erkämpfen wollen. Darunter auch Mitglieder des
durchaus kämpferischen Betriebsrats. Ver.di jedoch, die man als
vermeintlich zuständige Gewerkschaft kontaktierte, forderte für ihr
Eingreifen einen Organisationsgrad von 50%. Inzwischen hat auch die
FAU Berlin eine Betriebsgruppe vor Ort; das könnte ver.di auf die
Sprünge helfen. Aber diesmal kommen sie nicht an den Mitarbeitern
vorbei zur Chefetage. Viele in der Kulturbrauerei haben schlechte
Erfahrungen gemacht und wollen auf ein basisdemokratisches Korrektiv
drängen.

Andreas Loktjew

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