Michail Bakunin – Philosoph(ie) der Tat, Revolutionär der Tat

Michail Bakunin wurde am 30. Mai 1814
als Sohn einer Adelsfamilie im russischen Zarenreich geboren. Nach
seinem Bruch mit den russischen Verhältnissen entwickelte er sich zu
einem der einflussreichsten Denker des Anarchismus.

Im Jahre 1840 zog es Bakunin nach
Berlin. Hier kam er mit einflussreichen Denkern wie Max Stirner,
David Friedrich Strauß und vor allem Ludwig Feuerbach in Kontakt.
Auch machte er sich erste Gedanken zum freiheitlichen Sozialismus.
Den Plan einer akademischen Laufbahn ließ Bakunin schnell fallen und
stürzte sich, angesteckt von einer politischen sowie geistigen
Unruhe, ins praktische Leben. 1842 veröffentlichte Arnold Ruge in
den „Deutschen Jahrbüchern“ ein von Bakunin, unter dem Pseudonym
Jules Elysard, verfasstes Essay, Die Reaktion in
Deutschland”, wo dieser aus seiner Enttäuschung über die
Deutschen keinen Hehl machte. Statt eines Volkes, das bereit wäre,
sich gegen die Tyrannei aufzulehnen, fand er ein Volk von Untertanen
vor, das sich bereitwillig dem Joch der Unterdrückung beugte und in
dem der Wille nach Freiheit abgetötet sei. Diese Schrift löste auf
der einen Seite Entsetzung in Deutschland aus, auf der anderen Seite
fand sie aber auch deutliche Zustimmung. Bakunin plädiert in diesem
Essay für eine Verknüpfung von Wirklichkeit, Tätigkeit und
Politik, welche für ihn unbestreitbar auf einem menschenwürdigen
Leben beruhe. Weil sein Werk einen konkreten Angriff gegen die
Obrigkeit darstellte, konnte er sich in Deutschland nicht mehr sicher
fühlen. 1842 zog Bakunin in die Schweiz. Dort forderte der russische
Botschafter ihn auf, sich wieder in seine Heimat zu begeben. Als er
sich weigerte, wurden ihm sämtliche Bürgerrechte sowie der
Adelstitel aberkannt. Außerdem wurde er vom Zarenreich zu
lebenslanger Zwangsarbeit in Sibirien verbannt. Später siedelte er
nach Frankreich über. Als er anlässlich zum Jubiläum des
Polenaufstandes im November 1847 eine Rede vor Exilpolen hielt, in
der er sie zum Sturz des russischen Zaren ermutigen wollte, verlangte
Russland seine sofortige Ausweisung. Er flüchtete nach Brüssel,
kehrte aber 1848 anlässlich der Februarrevolution wieder nach Paris
zurück. Von dort reiste er nach Prag, um die Revolution auch zu den
Russen und den Polen zu bringen. Jedoch fand er kein Gehör.
Stattdessen unterstütze er einen Aufstand tschechischer Studenten.
Ohne Erfolg. Daraufhin musste er erneut fliehen.

1848 wurde die Revolution in
Deutschland vom Militär niedergeknüppelt und Bakunin musste von
Berlin nach Dresden fliehen. Dort war er Aktivist der Mai-Revolution
von 1849. Als preußische Truppen die Revolution niederschlugen,
wurde Bakunin verhaftet und am 14. Januar 1850 zum Tode verurteilt –
später aber zu lebenslanger Haft begnadigt. Danach, im Mai, wurde er
an Österreich ausgeliefert, wo man den „Hochverräter“ in Olmütz
an die Wand schmiedete. 1851 wurde er dann an den Zaren ausgeliefert.
Dort lieferte er seine Beichte ab, die nach deren Veröffentlichung
1921 viel Staub aufwirbelte. 1857, unter Alexander II., ging Bakunin
zur Verbannung nach Sibirien über. Von dort flüchtete er 1861 nach
London und letztendlich, 1865, nach Neapel, wo verschiedene Schriften
entstanden, die die Basis für Bakunins anarchistische Weltanschauung
bildeten. 1868 trat Bakunin, nach seinem Austritt aus der
„intenationale(n) Liga für Frieden und Freiheit“ der IAA bei. Er
zog nach Genf. Im Winter 1870/71 erreichte Bakunin die Nachricht vom
Aufstand der Kommune in Paris. Um dem Widerstand nah zu sein, reiste
er in den Jura. Doch schon zwei Monate später wurde der Commune
de Paris
durch Versailler Truppen das Ende bereitet.

1874, inzwischen war Bakunin 60 Jahre
alt und sah sein Ende schon kommen, erlischt sein Traum, auf den
Barrikaden des nie stattgefunden Bologna-Aufstand, zu sterben. Seine
Freunde konnten ihn nur mühsam vom Selbstmord abhalten. Michail
Alexandrowitsch Bakunin starb am 1 Juli 1876 in Bern.

Benjamin Simmon

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